Da wir also nun schon einmal in Cairns waren, bot es sich nur an, Australiens noerdlichste Region genauer zu erkunden - und das am Besten per Roadtrip-Erlebnis. Es werden fuer die Gegend zwar auch viele gefuehrte Touren angeboten, aber da die Wege einfach und gut ausgeschildert sind, man sich auch selber ueber die schoensten Zwischenstopps informieren kann und wir auch etwas guenstiger dabei herauskamen, haben wir uns in unserer letzten Woche in Cairns auf ein zweitaegiges Abenteuer aufgemacht.
Fuer einen Roadtrip braucht man ein Auto; fuer die Fahrt entlang des Coastel Tracks von Cape Tribulation nach Cooktown
bestmoeglichst eins mit 4WD. Das kam fuer uns zum einen nicht in Frage,
weil die Autovermieter in Cairns einen solchen Wagen erst an Fahrer ab
20 Jahren verleihen, zum anderen war diese Strecke durch den vielen
Regen zum Teil ueberflutet und damit unpassierbar. Wir haben uns
nach guenstigen und guten Angeboten umgesehen, ueberlegt, ob wir einen
Campervan nehmen oder uns doch mit einem Stationwagon begnuegen. Ob wir
ein Zelt nehmen, oder im Auto schlafen. Welche Strecke? Fuer wie lange?
Wie viel Essen, Wasser, Benzin muessen wir mit einrechnen?
Nach
einigem Hin und Her haben wir uns schliesslich bei "Travellers Autobarn" einen
Stationwagon (ohne Campingequipment, aber mit Versicherung - fuer die
erste Fahrt auf australischen Strassen (Fraser Island kann ja wohl kaum
gelten), gerade auf denen, wo einem das ein oder andere Kaenguru
entgegen kommen kann, sei das nur geraten-) gemietet und waren damit, vom defekten CD-Fach abgesehen, sehr zufrieden.
Wir waren sehr ueberrascht, dass wir den Ford Falcon, direkt nachdem der Vertrag abgeschlossen war, mitnehmen konnten. Und so haben wir noch an dem Tag, an dem wir das Auto gemietet haben, direkt
mal eine Probefahrt zu den Josephine Falls (die Lara ja schon kannte) gemacht.
Gerade als wir das Ziel erreichten, fing es an in Stroemen zu regnen; zu schuetten - zur Wet Season aber wirklich keine Besonderheit - was aber die riesigen tiefgruenen Blaetter des Regendwaldes mit einem zauberhaften Glanz ueberzogen hat und von der spaeter strahlenden Sonne in wundervolles Glitzern verwandelt wurde.
Die Josephine Falls bestehen aus mehreren Stufen, von zwei Aussichtspunkten kann man sich einen Ueberblick ueber diesen stillen (aber nicht ruhigen, die Faelle sind schon aus einiger Entfernung zu hoeren) Ort verschaffen. Das Bild mit dem Wasserfall, dem Pool darin, den riesigen von allen moeglichen Pflanzen bewachsenen Steinen drum herum und den kleinen Regenboegen hat mich sehr an die maerchenhaften Illustrationen aus Mowgli erinnert. - Und das dann bei einer Abkuehlung aus dem grossen Pool heraus zu geniessen, war atemberaubend schoen!
Wir hatten viel Spass beim Hinunterrutschen eines riesigen, von Wasser ueberspuelten Felsens und beim Anschwimmen gegen die recht starke Stroemung - um wieder zur "Rutsche" zu kommen, musste man es erst einmal schaffen, die glatten und rutschigen Steine heraufzuklettern - aber dann stand man auf einem Fels inmitten des etwa 15 Meter breiten Wasserfalls, mit Blick durch den "Tunnel", den er sich durch den Urwald bahnt. Und das war unglaublich. Ich versuch's zwar in Worte zu fassen, aber eigentlich war es auch unbeschreiblich; unbeschreiblich schon.
Am naechsten Tag machten wir uns dann in aller Fruehe auf, um gegen Mittag das Tagesziel Cape Tribulation, etwa 140 km von Cairns entfernt, zu erreichen. Dort kamen wir - natuerlich in stroemendem Regen - an, picknickten und gingen zum Strand. Unsere Regenjacken waren schnell durchnaesst, sehr umstaendlich haben wir es aber sogar geschafft, ein paar Fotos zu machen. Wir hatten als Motiv zwar nicht den strahlend weissen Sandstrand mit leuchtend blauem Meer, aber das Wetter hatte trotzdem eine besondere Wirkung auf die Umgebung. Der menschenleere, scheinbar ewig weite Strand, an den direkt der saftig gruene Regenwald angrenzt, haette auch zu einer einsamen Insel gehoeren koennen. Der Regen zog ein Netz aus Linien durch den Sand, was dem Moment eine noch unwirklichere Note gab.
Lange haben wir uns in Cape Tribulation aber nicht aufgehalten, viel gab es dort schliesslich nicht - also haben wir uns spontan dazu entschieden, Cooktown noch am selben Tag anzustreben.
Cooktown ist das noerdlichste mit "normalem" PKW erreichbare Staedtchen. Wer noch weiter nach Norden moechte, kommt ohne Vierradantrieb nicht weiter - und bis zum noerdlichsten Punkt von Cape York sind es immerhin noch weitere 790 Kilometer. Der Name laesst sich einfach erklaeren - der englische Entdecker James Cook landete hier 1770 an der Muendung des nach seinem Schiff - der Endeavor - benannten Flusses Endeavour River.
Zur Daemmerung kamen wir dort an, assen etwas und schauten uns nach einem Stellplatz fuer unser Auto um, in dem wir vorhatten zu uebernachten. Dazu muss man wissen, dass "Wildcampen" nicht erlaubt ist und man demenstprechend einen unauffaelligen Stellplatz suchen sollte - was sich als schwierig gestaltet, wenn man bei Dunkelheit in einer Stadt, die einem gaenzlich unbekannt ist, ankommt.
Nach einer Weile waren wir uns aber einig, den richtigen Ort gefunden zu haben und kuschelten uns zu dritt auf die Flaeche der heruntergeklappten Sitze.
An diejenigen, die das auch vorhaben: Ein Ford Falcon ist fuer zwei Leute ausreichend, bei dreien ist es ausserhalb in der tropischen Hitze bei 35 Grad vergleichsweise richtig angenehm; wer die Fenster auflaesst, wird zerstochen. So waren wir am naechsten Morgen auch nicht gaenzlich ausgeschlafen, aber um eine Erfahrung reicher.
Nach einem kleinen Fruehstueck sind wir dann an die Finch Bay (aber auch hier war Schwimmen keine Option - Schilder warnen ausdruecklich von Krokodilen) und zu dem Aussichtspunkt auf dem Grassy Hill, der sich ueber die Stadt erhebt, gefahren - was man wirklich nicht auslassen sollte, wenn man schon einmal in Cooktown ist. So konnten wir uns zum einen einen sehr guten Ueberblick ueber die Gegend, die bis auf die kleine Stadt nur aus viel viel Wald und gen Osten aus funkelndem Meer besteht, verschaffen und die Aussicht geniessen, bis wir dann wieder den Heimweg mit Zwischenstopp in Port Douglas antraten.
Cape Tribulation und Cooktown waren toll - aber eigentlich war hier, wie man so schoen sagt, der Weg das Ziel.
Es hat irre Spass gemacht, erst von Cairns nach Port Douglas die kurvenreiche Strasse entlang der Kueste zu fahren, wobei man immer wieder mal an einem Lookout Halt gemacht hat, um die Weite der Landschaft auf sich wirken zu lassen, und spaeter dann den Captain Cook Highway zu weiten Teilen als einziges Auto weit und breit entlang zu brettern.
Als Fahrer musste man dabei nicht viel auf Wegweiser achten, da zum Grossteil "geradeaus" die einzige moegliche Richtung war - umso mehr hingegen mussten wir lernen, mit auf der Strasse stehenden Kuehen und entlang huepfenden Kaengurus umzugehen. Das gelingt nicht allen; Beweis dafuer sind die zahlreichen toten Kaengurus entlang des Highways. Der einzige Wildunfall, der uns passiert ist, war ein relativ grosser Vogel, der uns mit voller Wucht gegen die Windschutzscheibe geflogen ist, aber keinen Schaden am Auto verursacht hat.
Aufpassen musste man bei der Strecke Port Douglas - Cape Tribulation mehr als auf anderen Wegen, da es hier schon einmal sein konnte, dass durch den Regen kleine Wasserlaeufe aus der Felswand heraustraten und ein Strassenstueck mal mehr, mal weniger ueberflutet haben. Das Unwetter hatte auch Baeume umknicken lassen, die allerdings schon zur Seite geschafft worden waren.
Als Nichtfahrer konnte man die verschiedenen Landschaften noch mehr geniessen und auf Fotos festhalten. Etwa die Wasserlaeufe, denen man so nah war, dass man bei der Durchfahrt mit geoeffnetem Fenster durchaus nass wurde. Der den Bergen entsteigende Nebel, der den tropischen Regenwald mit seinen glitzernden, riesigen Blaettern (ueberhaupt ist alles so gigantisch; die hohen Baeume mit ellenlangen Lianen, Farne und Blaetter zum Teil groesser als man selber, aber auch die Eidechsen und Spinnen koennen etwas einschuechternd sein..) noch mystischer erscheinen laesst. Die Strasse, die wie in den Berg reingehauen wirkt und der Bogen aus Baeumen, der sich darueber legt und mit Blick nach rechts der weite, tuerkisblaue Ozean. Oder weiter noerdlich der Highway, der sich scheinbar endlos durch die trockene, aber dennoch von verschiedensten Pflanzen bewachsene Einoede schlaengelt. Das alles sind Bilder, die aufgrund ihrer riesigen Dimension wirklich ueberwaeltigend sind.
Zu sehr abschweifen konnte man beim Genuss dieser Anblicke aber nicht, da man hin und wieder mal tanken musste (wie war das nochmal, wie noch nie gemacht, was denn ueberhaupt?) und als einmal Panik aufkam, weil das Laempchen fuer den Oelstand wild blinkte, stand sogar ein Oel-Check an - zum Glueck bestanden!
Einmal ging uns fast der Sprit aus und eine solche Situation ist in Australien schon sehr ernst zu nehmen, gerade wenn man keinen Ersatzkanister dabei hat, da man teilweise fuer einige Stunden keiner anderen Menschenseele begegnet und auch das naechste (ueberteuerte) Roadhouse einige hundert Kilometer auf sich warten laesst.
Jetzt wissen wir uebrigens, wie man sich den Weg durch zehn herumstehende Kuehe bahnt; ein Einheimischer hat uns, da wir verunsichert einfach angehalten haben, ueberholt und es uns gezeigt: Einfach weiterfahren und wild hupen.
Also der Trip war auf jeden Fall ein Erlebnis! Wir hatten unglaublich viel Spass, waren aber auch ziemlich erschoepft und froh, uns dann im Hostel ausschlafen zu koennen - aber nicht ohne vorher noch den vollen Mietpreis unseres Autos auszunutzen und die nur 20 Minuten entfernten Crystal Cascades, ein sich ueber viele Meter hinziehender Wasserlauf, gesehen zu haben. Und auch das hat sich so gelohnt!